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Mimi Wunderer verstorben

Die Prandtauer-Preis-Trägerin Mimi Wunderer ist am Dienstag früh im 69. Lebensjahr verstorben.
Foto: Josef Vorlaufer
2004 bekam Mimi Wunderer den Jakob-Prandtauer-Preis der Landeshauptstadt St. Pölten verliehen.

Ein Leben für die Kultur

Mimi Wunderer ist 1950 im Iran geboren, wo sie auch aufgewachsen ist. Seit ihren Studienjahren war sie in Österreich ansässig und ist hier als eine bedeutende Persönlichkeit der Kunst- und Kulturszene bekannt.

Nach der Absolvierung der AHS-Matura in ihrer Heimat Iran, widmete sie sich in Österreich gleich drei Studien unterschiedlichster Ausprägung, nämlich dem Studium der Bodenkultur und Gärungstechnik, dem Dolmetschstudium mit den Sprachen Englisch und Russisch, sowie dem Studium der Publizistik und Politikwissenschaften.

Mimi Wunderer führte das Hernalser Stadttheater „Metropol“ in den Jahren 1981 bis 1989, bevor sie 1990 den Aufbau und die Führung einer Kleinkunstbühne in St. Pölten, der Bühne im Hof, übernahm. Vorerst war diese Aufgabe lediglich Idee einer Gruppe kulturinteressierter, dies sollte sich aber bald ändern.

Mit der Gründung der St. Pöltner Kulturplattform“ als Trägerverein im Frühjahr 1989 wurde ein zwischen Bildungsauftrag und realem Publikumsbedürfnis orientiertes Betriebskonzept erarbeitet, dem alsbald die räumliche Umsetzung der Bühne in der allen bekannten Form erfolgte. Die Bühne im Hof war so zum ersten kulturellen Kind der jungen Landeshauptstadt geworden. Optimismus und Mut, Vertrauen und Kompetenz, die Energie und das große wirtschaftliche und künstlerische „Know How“ Mimi Wunderes haben schließlich dazu geführt, dass das Kind rasch erwachsen wurde. Mit ihr wurde die Bühne schon bald das, was sie noch heute immer verkörpert, ein Synonym für kulturelle Offenheit.

Sämtliche Größen aus dem Kabarett- und Kleinkunstbereich Österreichs von Bisenz bis Vitasek waren in der Bühne in der Linzer Straße von Anfang an präsent und haben immer wieder, auch nach dem großen Ausbau 1992/93, für ein volles Haus gesorgt.

Wichtiges Augenmerk hat Mimi Wunderer vor allem der Talenteförderung wie auch dem Jugendtheater an sich gewidmet. Die „Bühne“, wie die St. Pöltner die „Bühne im Hof „ längst nennen, war daher auch immer wieder Aufführungsstätte von Produktionen der St. Pöltner Amateurtheaterszene wie auch des internationalen Schul- bzw. Jugendtheaterfestivals und des Festivals „Szene bunte Wähne“. Großes Augenmerk hat Mimi Wunderer auch auf die Durchführung von Eigenproduktionen und auf die zahlreichen Mitspieltheater-Produktionen für Jugendliche gelegt, die aktuelle Themen wie Alkohol, Drogen oder Gewalt in sehr offener Form thematisieren. Vor allem aber hat Mimi Wunderer die Weichen gestellt für die Positionierung St. Pöltens als Tanzstadt.

Tanzkompanien aus vier Kontinenten haben die Bühne im Hof vor allem nach ihrer Erweiterung zu einem Zentrum des Tanzes in Österreich gemacht, das auch das Donaufestival mit seinem Projekt „Junitanz“ frequentiert hat. Ab 1997 wurden größere Tanzproduktionen vermehrt in das Festspielhaus verlegt, wo Mimi Wunderer neben ihrer Tätigkeit in der Bühne im Hof, vorerst als Kuratorin für die Sparten Tanz, Theater und U-Musik verantwortlich zeichnete.

Schließlich übernahm sie 1998 die künstlerische Gesamtleitung des Festspielhauses.

Als solche hat sie dieses vor allem als Haus für internationale Tanz- und Theaterproduktionen positioniert und hat zeitgenössische Oper nach St. Pölten gebracht, aber auch internationale Komponisten wie Philipp Glass.
Nach erfolgreichem Aufbau einer auch für die Zukunft weitgehend bestimmenden Programmstruktur konnte sie das Festspielhaus im Mai 2001 in die Hände ihres Nachfolgers Michael Birkmeyer übergeben, mit dem sie gemeinsam noch zuvor die Idee einer European Dance Company entwickelt hatte, die dann auch mit der „ABC-Tanzkompanie“ des Festspielhauses Wirklichkeit geworden ist.

Für ihre vielfachen kulturellen Erfolge bekam Wunderer 2004 den Jakob-Prandtauer-Preis der Landeshauptstadt St. Pölten, 2011 das Große Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich und 2015 einen Niederösterreichischen Kulturpreis.

„Ich bin persönlich tief betroffen über die Nachricht des Ablebens von Mimi Wunderer, weil mich mit ihr und ihrem Mann seit vielen Jahrzehnten eine tiefe Freundschaft verbindet und wir auch im Kulturbereich eine enge Zusammenarbeit pflegten. Für die Stadt St. Pölten ist der Tod von Mimi Wunderer ein schwerwiegender Verlust. Wir verlieren eine herausragende Persönlichkeit der Kulturszene und einen herzensguten Menschen. Es ist nicht nur ein schwerer Verlust für St. Pölten, sondern auch für ganz Österreich. Die Verdienste Mimi Wunderers wurden durch die Stadt St. Pölten bereits im Jahr 2004 durch die Verleihung des Prandtauer-Preises zu Lebzeiten entsprechen gewürdigt. Sie hat die Kulturlandschaft in St. Pölten ganz entscheidend geprägt, vor allem durch die Gründung der Bühne im Hof und deren jahrelange Leitung. Aber nicht nur das, sie hat auch das Festspielhaus geleitet und für dessen nachhaltige Positionierung als Spielort mit klassischen aber auch modernen Tanz-Inszenierungen, wie wir es heute in der Niederösterreichischen Kulturlandschaft kennen und schätzen, gesorgt. Mimi Wunderer hat sozusagen den wesentlichen Kultureinrichtungen St. Pöltens ihren Stempel aufgedrückt und dafür sind wir ihr unglaublich dankbar. Sie war seit ihren Studienjahren in Österreich ansässig und hat unverwechselbare Spuren in St. Pölten hinterlassen. Es liegt sicherlich daran, dass sie alles was sie angegriffen hat mit der ihr eigenen Konsequenz umgesetzt hat. Sie hat die Dinge immer offen angesprochen, auch wenn sie vielleicht mitunter nicht immer im Sinne aller waren. Mimi Wunderer hat mit ihrem Engagement, Idealismus, mit ihrem künstlerischen „Know How“ und ihrer Professionalität sehr sehr viel – so traue ich mich zu behaupten – von dem, was sie sich für St. Pölten vorgenommen hat, verwirklicht. Sie hinterlässt eine große Lücke in der Kulturszene St. Pöltens“, zeigt sich Bürgermeister Mag. Matthias Stadler betroffen über den Tod der Prandtauer-Preis-Trägerin Mimi Wunderer.

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