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Für ein sicheres Niederösterreich

Am 1. September 2017 wurde MMag. (FH) Konrad Kogler von Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen als neuer Landespolizeidirektor von Niederösterreich bestellt. Die offizielle Amtsübernahme erfolgte am 31. August 2017. Im Interview spricht Kogler über seine Ziele, die aktuelle Sicherheitslage und die Ausbildung bei der Exekutive.
Foto: Wolfgang Mayer
Der neue Mann für die Sicherheit in Niederösterreich: Vor einem Monat hat MMag. (FH) Konrad Kogler die Leitung der Landespolizeidirektion übernommen. Im großen „St. Pölten Konkret“-Interview spricht er unter anderem über Cyberkriminalität, die Polizeiausbildung und die Prävention von Gewaltdelikten.

St. Pölten Konkret: Was sind Ihre genauen Aufgaben als neuer Landespolizeidirektor von Niederösterreich und welche Ziele haben Sie sich in Ihrer neuen Funktion gesetzt?

Kogler: Unser Ziel ist es, für die bestmögliche Sicherheit und ein hohes Sicherheitsvertrauen der Menschen in Niederösterreich zu arbeiten. Wir wollen dieses hohe Sicherheitsgefühl der Bevölkerung durch gezielte polizeiliche Maßnahmen nicht nur aufrechterhalten, sondern weiter fördern. Dazu gilt es, rechtzeitig auf neue Herausforderungen vorbereitet zu sein und Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den KollegInnen ermöglichen, ihre Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Um das hohe Sicherheitsniveau beizubehalten, bedarf es außerdem eines hoch motivierten und bestens qualifizierten Teams, mit dem notwendigen Maß an Eigenständigkeit und Eigenverantwortung. Jeder soll die Möglichkeit haben, mitzugestalten und seine Ideen und Vorschläge einbringen zu können.

St. Pölten Konkret: Welche Schwerpunkte planen Sie im Zuge Ihrer Tätigkeit?

Kogler: Einen der Schwerpunkte der künftigen Polizeiarbeit in Niederösterreich sehe ich in der Bekämpfung der Cyberkriminalität. Dabei müssen Polizei, Wissenschaft, Wirtschaft, Land, Bundesheer und Betreiber kritischer Infrastrukturen eng und international zusammenarbeiten. Die Polizei muss außerdem künftig, selbstverständlich unter Einhaltung der rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen, Verdächtige verfolgen können, egal, über welchen Weg sie kommunizieren.
Eine moderne Polizei muss mit den Entwicklungen Schritt halten. Die Digitalisierung ist dabei ein großes Thema. Bis 2019 wollen wir die gesamte Mannschaft mit Handys und Tablets ausstatten. Ziel sind mehr Fahndungsabfragen, das heißt wir werden schneller und noch professioneller.
Auch bei der illegalen Migration werden wir den Kontrolldruck in Zusammenarbeit mit anderen EU-Staaten weiter erhöhen.
Als weiteren Schwerpunkt sehe ich die Ausweitung der Initiative ‚Gemeinsam.Sicher‘. Es geht darum, nicht nur die Kriminalitätssymptome zu bekämpfen, sondern die Probleme an der Wurzel zu packen. Hier soll auch die Bevölkerung mitgestalten, Ideen sowie Vorschläge einbringen können.

St. Pölten Konkret: Welche Bedrohungsszenarien für Österreich sehen Sie aktuell und wie groß ist die Terrorgefahr Ihrer Einschätzung nach in Niederösterreich?

Kogler: Der Extremismus ist eine große Gefahr und steht ständig in Beobachtung unserer Ermittler. Dabei geht es nicht nur um religiös motivierten Extremismus, sondern auch um gefährliche links- und rechtsextreme Tendenzen, auch von extremistischen ausländischen Gruppierungen. Ausschließen können wir Anschläge in Niederösterreich freilich nicht, es gibt jedoch im Moment keine Hinweise auf etwaige bevorstehende Bedrohungen.

St. Pölten Konkret: Welche konkreten Maßnahmen werden aktuell umgesetzt, um Terroranschläge in Österreich hintanzuhalten?

Kogler: Wir stehen ständig mit den Betreibern kritischer Infrastrukturen und Vorständen von Flughafen, ÖBB und großen Einkaufszentren in engem Kontakt, um einerseits Abwehrmaßnahmen zu setzen und andererseits gemeinsam Lösungen für etwaige Anlassfälle immer wieder weiterzuentwickeln. Ein wesentlicher Punkt ist, dass die Polizei an öffentlichen Örtlichkeiten sowohl in Uniform als auch in Zivil deutliche Präsenz zeigt. Außerdem stehen mehrere Personen im Fokus unserer Ermittler des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

St. Pölten Konkret: Welche anderen Maßnahmen werden allgemein für mehr Sicherheit gesetzt z.B. zur Prävention von Einbrüchen, Diebstählen etc.?

Kogler: Hier sind die Deliktszahlen deutlich gesunken, wir haben die niedrigste Kriminalitätsquote der letzten 10 Jahre, worauf wir sehr stolz sind. Wir ruhen uns darauf nicht aus, sondern haben erst jetzt wieder eine Präventionskampagne im Zusammenhang mit Dämmerungseinbrüchen gestartet, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.

St. Pölten Konkret: Welche Tipps haben Sie für die Bevölkerung, um den Alltag sicherer zu gestalten?

Kogler: In den letzten Jahren ist uns etwa im Bereich der Vorbeugung und Verhinderung von Einbrüchen in einer intensiven Zusammenarbeit mit den Menschen in Niederösterreich, dem Land und der Polizei vieles gelungen, sodass wir hier deutlich rückläufige Zahlen haben. Diese Zusammenarbeit sollten wir fortsetzen, ergänzt um erhöhte Aufmerksamkeit und Wachsamkeit. Wenn wir Ermittlungen durchführen, erzählen uns Bürger häufig ihre Wahrnehmungen, doch haben sie aus Scheu die Polizei nicht unmittelbar informiert. Diese enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Polizei, wenn man verdächtige Dinge wahrnimmt, wäre ein wesentlicher Beitrag zu mehr Sicherheit.

St. Pölten Konkret: Wie sehen Sie die Sicherheit in St. Pölten im Vergleich mit den anderen Landeshauptstädten?

Kogler: Auch in St. Pölten erkennen wir einen Rückgang der Kriminalität durch vorbildliche polizeiliche Arbeit. Das Sicherheitsniveau ist sehr hoch. Nicht zuletzt durch die neue Polizeiinspektion Bahnhof wird ein neuer wesentlicher Beitrag zu diesem hohen Sicherheitsniveau geleistet.

St. Pölten Konkret: Wie sehen Sie die Entwicklung der Flüchtlingsströme in den nächsten Jahren?

Kogler: 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, in Afrika wird sich die Bevölkerung bis 2050 verdoppeln. Die Migration als solche ist also nicht vorbei. Wir müssen daher auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene alle Maßnahmen setzen um eine geordnete Migration zu gewährleisten.

St. Pölten Konkret: Ist die Kriminalitätsrate durch die Flüchtlingswelle in den beiden letzten Jahren signifikant angestiegen?

Kogler: Wir haben das Durchwinken entlang der Balkanroute gestoppt oder Maßnahmen am Brenner gesetzt, um zu signalisieren, dass wir jederzeit in der Lage sind, unsere Grenzen kontrollieren zu können. Wir haben uns angeschaut, wo die Migrationsströme durchgelaufen sind, ob es hierbei zu einer Steigerung der Kriminalität gekommen ist. Das war nirgendwo der Fall. Das heißt, die Polizei hat sehr vorbildlich gearbeitet und es wurden konsequente Maßnahmen gesetzt, um die Migration zu steuern.

St. Pölten Konkret: Brauchen wir generell mehr Polizisten in St. Pölten und in Niederösterreich?

Kogler: Zwischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Innenminister Wolfgang Sobotka wurde ein Sicherheitspaket unterzeichnet, das vorsieht, dass die Polizei in Niederösterreich bis zum Jahr 2020 zusätzliche 700 Planstellen erhält. Wir benötigen diese zusätzlichen Polizisten um den vermehrten Herausforderungen professionell begegnen zu können und das hohe Sicherheitsniveau weiterhin zu gewährleisten.

St. Pölten Konkret: Haben Sie Tipps für junge Menschen, die sich für einen Beruf im Sicherheitssektor interessieren?

Kogler: Wir suchen ständig neue MitarbeiterInnen. Wir suchen Personen, die bereit sind, für die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, hohe menschliche Kompetenz einbringen und sich großen Herausforderungen stellen können. Nach der zweijährigen bezahlten, theoretischen und praktischen Ausbildung bestehen vielfältige Einsatzmöglichkeiten, sowohl in Zivil als auch in Uniform, in den unterschiedlichsten Dienststellen der Polizei Niederösterreich.

St. Pölten Konkret: Welche Innovationen wird die neue Polizeischule in St. Pölten bei der Ausbildung bringen?

Kogler: Sie wird eine moderne Stätte für eine professionelle, praxisnahe polizeiliche Ausbildung im Herzen Niederösterreichs. Dadurch werden wir in der Lage sein, die vielen neuen Polizisten qualitativ hochwertig auszubilden und sie auf ihre fordernden Tätigkeiten bestmöglich vorzubereiten.

St. Pölten Konkret: Was ist beim neuen Sicherheitszentrum St. Pölten geplant und wann wird es kommen?

Kogler: In St. Pölten planen wir einen Standort für die Landespolizeidirektion samt einer Landesleitzentrale mit neuester technologischer Ausstattung. Eine Bündelung von Polizei, Ausbildung und auch der Regionaldirektion des Bundesamtes für Femdenwesen und Asyl erzeugt Synergien und ist daher ein Beitrag zu einer besseren Sicherheitssituation.

St. Pölten Konkret: Wenn Sie in fünf Jahren gefragt würden: Was haben Sie erreicht? Was würden Sie darauf als Antwort geben?

Kogler: Wir haben im Teamwork unsere gefassten Ziele erreicht:

  • die Leistungsmotivation unserer Kollegen und Kolleginnen ist hoch,
  • wir haben ein hohes Maß an Mitarbeiterzufriedenheit,
  • die Aufklärungsrate und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung sind weiter kontinuierlich gestiegen und
  • die Menschen in Niederösterreich suchen weiterhin einen partnerschaftlichen Kontakt mit der Polizei.

Mag. Mag. (FH) Konrad Kogler war seit 1. Jänner 2013 Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im Bundesministerium für Inneres. In dieser Position folgte Ihm am 1. September 2017 Mag. Dr. Michaela Kardeis als nunmehr ranghöchste Beamtin der österreichischen Sicherheitsverwaltung nach. Kogler selbst folgt nun Dr. Franz Prucher als neuer Landespolizeidirektor von Niederösterreich und ist nun für 5.104 PolizistInnen in Niederösterreich verantwortlich.

Koglers Karriere begann 1984 bei der Bundespolizeidirektion Wien als Sicherheitswachebeamter. Darauf folgten zahlreiche Tätigkeiten im Dienste der Sicherheit, wie die Posten des Bezirksgendarmeriekommandanten in Neusiedl am See, des stellvertretenden Landesgendarmeriekommandanten für das Burgenland und des stellvertretenden Landespolizeikommandanten. Im Anschluss wurde er zum Sektionsleiter-Stellvertreter der Sektion II in der Generaldirektion für die Öffentliche Sicherheit bestellt, danach zum Leiter der Gruppe Organisation, Dienstbetrieb und Einsatz. Neben seiner Tätigkeit bei der Exekutive schloss der geborene Steirer zwei Studien ab. Unter anderem bekam Kogler das Verdienstkreuz des österreichischen Roten Kreuz für die Unterstützung im Flüchtlingswesen verliehen.

St. Pölten Konkret-Chefredakteur Martin Koutny führte mit MMag. (FH) Konrad Kogler das folgende Interview.

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